Wir schreiben das Jahr 1355 nach Christus. Seit neun Jahren regiert Karl IV. das Heilige Römische Reich, seit diesem Jahre auch als Kaiser. Sein Aufstieg war mühsam, erfuhr mit der Wahl zum Gegenkönig einen ersten, wenn auch ungewissen Höhepunkt. Doch binnen eines Jahrzehnts hatte sich der weise Regent, der auch König von Böhmen ist, im ganzen Reich unumstritten durchgesetzt. Als "Kaufmann auf dem Kaiserthron" gelang es ihm, seine Residenzstadt Prag zur drittgrößten Stadt der Christenheit nach Konstantinopel und Rom auszubauen. In nah und fern erschallt der Ruf von der "Goldenen Stadt" an der Moldau. Karl IV. hat dem Reich damit einen Mittelpunkt gegeben, ein Desiderat im Heiligen Reiche. Prag überstrahlt in seiner Pracht sogar Paris und London. Händler und Kaufleute aus aller Welt säumen mit ihren Waren die breiten Straßen und gewaltigen Plätze. Vergessen scheint der Schwarze Tod, der vor einem halben Dutzend Jahren ganz Europa verdunkelte. Man ist bereit für einen glorreichen Neuanfang. Alle Wege führen nach Prag.
Freilich hat der Aufstieg des städtischen Bürgertums auch Schattenseiten. Der Ritterstand, der alte Landadel, hat unter seinem allmählichen Bedeutungsverlust schwer zu leiden. Natürlich ist er keineswegs schon gänzlich verzichtbar, doch bahnt sich eine explosive Entwicklung an, ein Konflikt zwischen alt und neu. Viele Ritter sehen sich enormem Druck ausgesetzt, auf den Handelswegen, in den Börsen der reichen Kaufleute nach neuen Einnahmequellen zu suchen, um ihre ökonomische Existenz zu sichern. Das Spätmittelalter verbindet unzertrennbar apokalyptische Endzeitstimmung mit Aufbruchstimmung. Eine Zeit der Widersprüche. Die Regierungszeit Kaiser Karls IV. ( 1346–1378 ) ist der letzte Höhepunkt des mittelalterlichen Reiches. Noch einmal ist der Hof des Römischen Kaisers das Zentrum des Abendlandes. Doch düstere Wolken am ziehen am Horizont auf und kündigen bereits die weitere Entwicklung an. Ist sie aufhaltbar? Oder gilt doch "Sic transit gloria mundi" ("So vergeht der Welten Ruhm")?
In dieser textbasierenden Simulation wird das Element des klassischen "Role Playing Game" verknüpft mit der Idee einer Staatensimulation. Durch interessante Ereignisse und Charaktergeschichten versuchen wir, das späte Mittelalter möglichst detailgenau wiederaufleben zu lassen. Wer nun Lust auf mehr bekommen hat und Interesse am Rollenspiel hat, ist herzlich eingeladen, sich im Forum zu registrieren und seinen Beitrag zur Welt des Jahres 1355 zu leisten.